Berufslexikon Spezial: Die KI-Revolution: Wie künstliche Intelligenz Berufe verändert

Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Schlüsseltechnologie der nächsten Jahrzehnte, die unser Leben beeinflussen wird. Schon jetzt kommt KI in vielen Bereichen zum Einsatz, oft ohne, dass uns dies bewusst ist. Denken Sie an die Gesichtserkennung am Smartphone oder Kaufempfehlungen beim Online-Shoppen. Wir geben Ihnen einen Einblick, wie KI Berufe verändern kann und welche wohl neu entstehen werden.
Junge KI-Forscherin bei der Arbeit vor dem Bildschirm

© iStock/pixdeluxe

Für die 27-jährige Marlene hat sich ihr beruflicher Traum erfüllt: Als KI-Forscherin arbeitet sie an einem renommierten Forschungsinstitut an einer österreichischen Alternative zu *ChatGPT mit. Ob Texterstellung, Ideensammlung, Datenanalyse oder virtuelle Assistenz: Der heimische *Chatbot soll liefern, was von den UserInnen gewünscht wird. – Und das verlässlicher und genauer, als es momentan bei der Konkurrenz der Fall ist

Dies stellt eine große Herausforderung für KI-ForscherInnen wie Marlene dar. Denn die *künstliche Intelligenz wird mit Daten aus ganz verschiedenen Quellen – zum Beispiel sozialen Medien, Online-Texten, Büchern – gefüttert und trainiert. Die Qualität und der Inhalt dieser Informationen sind wesentlich für die Antworten der KI. Beinhalten die eingegebenen Daten beispielsweise diskriminierende Inhalte, werden diese von der KI übernommen. Es braucht daher einen sehr verantwortungsbewussten Umgang bei der Entwicklung und Programmierung und eine permanente Kontrolle bzw. Feedback an den Chatbot. Schließlich handelt es sich dabei um ein lernfähiges System, Stichwort *Machine Learning.

Dazu kommt, dass das Programm mitunter Antworten „erfindet“, wenn es etwas nicht weiß. Marlenes Tipp: nicht alles glauben, was die KI zu wissen vorgibt und die Antworten am besten immer kritisch hinterfragen. Es gibt also viel Arbeit für Marlene und ihre KollegInnen, dem steht allerdings entgegen, dass hierzulande zu wenig Forschungsgelder zur Verfügung stehen, anders als im benachbarten und internationalen Ausland.

So unterstützt KI die menschliche Arbeit

Mann mit Smartphone und Laptop in der Kommunikation mit einem Chatbot

© iStock/Thapana Onphalai

Eine Frage, die viele Menschen derzeit bewegt, lautet: Werden KI-gestützte Roboter zukünftig unsere Arbeit erledigen? Die Antwort darauf ist: jein. Denn obwohl einzelne Routinetätigkeiten durchaus von der KI übernommen werden können und damit viele Arbeitsprozesse erleichtern, bedeutet dies nicht gleichzeitig, dass ganze Berufe ersetzt werden und verschwinden.

Darüber hinaus werden neue Berufe entstehen, davon ist auch Marlene überzeugt. Schließlich arbeitet sie als KI-ForscherIn in einem Beruf, der sich dank KI neu etabliert hat. Fragt man übrigens ChatGPT, welche Berufe durch KI ersetzt werden können, erhält man unter anderem folgende Beispiele als Antwort: 

  • Verwaltungsaufgaben: „Routineaufgaben in der Büroverwaltung wie Dateneingabe, Dateiverwaltung und Terminplanung können automatisiert werden.“
  • Finanzwesen: „Tätigkeiten in der Buchhaltung und im Finanzwesen, wie Datenanalyse und Berichterstattung, können durch KI und Algorithmen optimiert werden.“
  • Kundenservice: „Chatbots und virtuelle Assistenten können einfache Kundenanfragen bearbeiten und den Bedarf an menschlichem Kundensupport verringern.“
  • Versicherungswesen: „KI kann bei der Bewertung von Schadensansprüchen und Risikobewertungen eingesetzt werden.“

Quelle: OpenAI's ChatGPT AI language model, Antwort auf Frage „Welche Berufe können durch KI ersetzt werden?“, 26. September 2023.

Neue Berufe, die durch KI entstehen

KI-ForscherInnen in einem Großraumbüro analysieren und visualisieren Daten

© iStock/gorodenkoff

Die vielen Potenziale, die der Einsatz von künstlicher Intelligenz mit sich bringt, zieht gleichzeitig das Entstehen neuer Berufe nach sich. KI-EntwicklerInnen beispielsweise spielen eine maßgebliche Rolle bei der (Weiter-)Entwicklung und Implementierung von KI. Denn sie sind es, die die Software für KI-Systeme und -Anwendungen programmieren. Zudem bereiten sie die Daten für die KI-Systeme so vor, dass sie von diesen auch verwendet werden können.

KI-Consultants sind ebenfalls wichtig bei der Einführung dieser neuen Technologie, da sie Unternehmen darüber beraten, welche Einsatzmöglichkeiten und konkreten KI-Tools für deren jeweilige Geschäftsbereiche bestehen. Sie begleiten die Umsetzung der KI-Implementierung, schulen MitarbeiterInnen und achten auf die Einhaltung von Datenschutz und Datensicherheit.

Berufe, die sich durch KI verändern

Industrieroboter an der Montagelinie einer Automobilfabrik

© iStock/imaginima

Schon jetzt nutzen viele Menschen KI als intelligentes Werkzeug in ihrem Berufsalltag, so zum Beispiel ÜbersetzerInnen, die bereits oft mit computerbasierten Übersetzungstools arbeiten. Ein anderes Beispiel ist der Einsatz von Industrierobotern, die die Arbeit von FertigungstechnikerInnen erleichtern, oder die Analyse und Optimierung von Verkehrsströmen, Routen und Lieferketten, wovon VerkehrsplanerInnen und LogistikmanagerInnen profitieren. Künstliche Intelligenz unterstützt außerdem Mess- und RegeltechnikerInnen bei ihrer Arbeit, indem KI-basierte Anlagen als Kontrollinstrument hinsichtlich der Qualität der Messungen fungieren.

Auch im Gesundheitswesen kommt künstliche Intelligenz bereits zum Einsatz, etwa in der Radiologie, wenn es darum geht, MRT-Bilder miteinander zu vergleichen. VersicherungsmaklerInnen und Finanz- und AnlageberaterInnen wiederum verwenden KI, um Unterstützung beim Abschätzen von Versicherungsrisiken und bei der Erstellung von Marktanalysen zu erhalten. Letzteres betrifft auch die Arbeit von E-Commerce-ManagerInnen und Marketing-ManagerInnen, die KI außerdem nutzen können, um das Kaufverhalten zu analysieren und Kundendaten auszuwerten.

Berufe, die zu KI forschen

Junge KI-Forscherin vor ihrem Bildschirm, auf dem Diagramme zu sehen sind

© iStock/martin-dm

KI-ForscherInnen wie Marlene übernehmen eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung von KI-Technologien. Sie betreiben wichtige Grundlagenforschung, um neue Anwendungsgebiete zu etablieren und die Leistung und die Funktionen bestehender KI-Systeme zu verbessern. Sie beschäftigen sich dabei auch mit unterschiedlichen KI-Modellen, wie z.B. *Machine Learning und *Deep Learning, und arbeiten daran, diese zu optimieren.

Auch Data Scientists (m/w) haben einen wesentlichen Anteil an der KI-Forschung, denn Daten sind die essenzielle Grundlage für die künstliche Intelligenz. Data Scientists sammeln und bereinigen große Datenmengen aus verschiedenen Quellen und verwenden beispielsweise *Algorithmen und *Machine Learning, um Muster, Trends und relevante Informationen in den Daten zu identifizieren. Anschließend bereiten sie die komplexen Daten in bildhaften Darstellungen, sogenannten Visualisierungen, auf, um sie in verständliche und aussagekräftige Informationen zu verwandeln.

KI-Berufe, die sich in Zukunft noch weiter etablieren könnten

Mögliche Berufe, die derzeit zwar noch nicht bestehen, sich aber in absehbarer Zeit voraussichtlich neu entwickeln, sind beispielsweise:

  • KI-TrainerIn
  • KI-SicherheitsexpertIn
  • KI-EthikerIn
  • JuristIn mit Schwerpunkt KI

Aktuelle Herausforderungen

Beispiele von KI-generierten *Deep Fakes, also manipulierten Fotos und Videos haben medial die Runde gemacht und Aufsehen erregt. Eine weitere Herausforderung im Umgang mit künstlicher Intelligenz: sogenannte Biased Algorithms, also erlernte Vorurteile der KI etwa gegenüber ethnischen Gruppen. Fest steht: Es braucht einen gesetzlichen Rahmen sowie Standards, wie mit Fragen etwa zum Urheberrecht, zu ethischen Fragen, zum Datenschutz und überhaupt zu Sicherheitsfragen rund um KI umgegangen werden muss. Dafür soll europaweit der EU AI Act sorgen, der voraussichtlich 2026 in Kraft treten wird.

Wussten Sie, dass …

  • 64 % der österreichischen Unternehmen im Dienstleistungsbereich bereits KI einsetzen?
  • 45 % der Unternehmen in der produzierenden Industrie KI-Anwendungen für ihre IT nutzen?
  • 41 % der Betriebe künstliche Intelligenz auch schon in der Fertigung anwenden?

Quelle: Fraunhofer Austria KI-Studie: Künstliche Intelligenz in Österreichs Unternehmen. https://www.ipa.fraunhofer.de/de/Publikationen/studien/ki-austria.html

 

Begriffslexikon

Algorithmus 
Darunter versteht man einen Rechenvorgang nach einem bestimmten, sich wiederholenden Muster.

Chatbot
Anwendung, die mithilfe von *künstlicher Intelligenz das Chatten mit einem Computersystem ermöglicht.

ChatGPT
Dabei handelt es sich um eine Spracherkennungssoftware, die als KI-gesteuerter *Chatbot Fragen beantworten und unterschiedliche Texte verfassen kann.

Deep Fake
Fotos, Videos oder Audio-Aufnahmen, die durch *künstliche Intelligenz so manipuliert wurden, dass sie echt wirken.

Deep Learning
Künstliche neuronale Netze, die der Funktionsweise des menschlichen Gehirns nachempfunden sind, machen es KI-Systemen möglich, Zusammenhänge zu erkennen. Beispiele dafür sind Spracherkennung, medizinische Diagnostik oder das Erkennen von Objekten durch die *künstliche Intelligenz.

Künstliche Intelligenz (KI)
Computersysteme, die die menschliche Intelligenz simulieren und Tätigkeiten ausführen, die bislang menschliche Fähigkeiten erfordert haben, wie z.B. aus Erfahrungen zu lernen, Muster und Trends zu erkennen oder Probleme zu lösen.

Machine Learning
Heißt übersetzt maschinelles Lernen, dabei erkennen IT-Systeme selbstständig bestimmte Gesetzmäßigkeiten und Regelmäßigkeiten in großen Datenmengen.

Tipp

Sie möchten mehr über künstliche Intelligenz und ihre Potenziale sowie die Herausforderungen bei der Implementierung erfahren? Die Fraunhofer Austria KI-Studie „Künstliche Intelligenz in Österreichs Unternehmen“ bietet Ihnen dafür interessante Einblicke.

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