Berufslexikon Spezial: Smart in the City: innovativer, ökologischer, lebenswerter

Wie technische Innovationen, Ressourcenschonung und Lebensqualität in der Smart City zusammenfinden und welche Berufe an der „smarten Stadt“ beteiligt sind. Städte sollen durch neue Technologien fortschrittlicher, nachhaltiger und sozial inklusiver werden. – So das Ziel des Konzepts „Smart City“.

Was heißt eigentlich Smart City?

Smart Cities sollen mit Hilfe von digitalen Technologien die Herausforderungen unserer Zeit meistern, wie zum Beispiel Klimawandel, Umweltverschmutzung, aber auch Ressourcenknappheit, demographischen Wandel oder Gesundheitsversorgung. Auch das Wachstum in den Städten ist dabei Thema, hier geht es etwa um die Schaffung von leistbarem Wohnraum und den Erhalt der Lebensqualität der Menschen.

Ein Blick in die Zukunft

Ein Mann im Anzug fährt mit Fahrrad an einem Haus mit Fassadenbegrünung vorbei.

© iStock/Orbon Alija

Wir schreiben das Jahr 2050: Wien ist aus der fossilen Energieversorgung mit Öl, Gas und Kohle gänzlich ausgestiegen und deckt seinen Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Quellen. Fast alle Menschen nutzen öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad, nur mehr wenige PKWs prägen das Bild auf den Straßen und wenn doch jemand motorisiert unterwegs ist, handelt es sich um ein E-Fahrzeug. Viele Parkplätze sind Grünflächen und öffentlichem Freiraum gewichen. Die Gebäude sind begrünt, auf den Dächern sorgen PV-Anlagen für die Energieversorgung. Noch ist vieles davon Zukunftsmusik, aber einige Projekte sind bereits auf dem Weg, realisiert zu werden, um aus dieser Vision Wirklichkeit werden zu lassen.

Best Practices heute

„Empower Citizens“ heißt zum Beispiel ein Projekt im burgenländischen Pinkafeld, das es sich zum Ziel gesetzt hat, den ökosozialen Wohnbau zu modernisieren und um Angebote rund um Urban Gardening, Gemeinschaftsgeräte, Fahrgemeinschaften, Jugendräume, gemeinsame Grünflächen, Bewegungs- und Begegnungszonen zu erweitern.

Die optimierte Abfalllogistik, fachgerechte Mülltrennung und Bewusstseinsbildung stehen im Zentrum von „DIGICOLL“, einer Initiative der Stadt Villach. Dabei wertet ein Scanner die Qualität der Abfälle aus, die im Restmüll landen. Die NutzerInnen erhalten zudem Tipps zum Mülltrennen per SMS oder via Müll-App.

Das Projekt „Smart City Rheintal“ hat das Ziel, emissionsfreie Stadt- bzw. Ortsteile in Bregenz, Hard und Feldkirch zu realisieren und nachhaltiges Mobilitätsverhalten zu fördern, unterstützt von Mobility on Demand (MoD)-Systemen und einer App. Dabei können die NutzerInnen ihre Route mit dem Smartphone planen und das dafür geeignete Verkehrsmittel – öffentliches Angebot, Radverkehr oder elektrische Mobilität (z.B. mittels Carsharing) – wählen.

4 Dimensionen von Smart Cities

Bauen und Wohnen

Baufachleute bauen ein Holzhaus und heben gemeinsam eine Holzkonstruktion an.

© iStock/Hispanolistic

Leistbarer Wohnraum, energieeffiziente Gebäude, eine Verbesserung des Mikroklimas in der Stadt durch die Begrünung von Dächern und Fassaden: Das sind u.a. die Ziele, die Smart Cities im Bereich „Bauen und Wohnen“ umsetzen wollen.

Dafür braucht es beispielsweise Energieeffizienzbeauftragte, die für die bewusste Nutzung von Energie verantwortlich sind, ebenso wie SolartechnikerInnen, deren Aufgabe es ist, Solaranlagen zu planen und zu montieren. Gefragt sind außerdem GebäudetechnikerInnen für Smart Building, die intelligente Technologien in Bauwerken realisieren – von der Beleuchtung, Heizung, Klimatisierung bis zu Sicherheitssystemen und der Energieüberwachung. Eine wichtige Rolle spielen auch UmweltbautechnikerInnen, die dafür zuständig sind, dass Umweltaspekte wie Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Abfallreduzierung bei Bauvorhaben berücksichtigt werden. Für ein besseres Klima und damit mehr Lebensqualität in der Stadt mithilfe von Pflanzen sorgen wiederum LandschaftsplanerInnen und GartenbautechnikerInnen für Gebäudebegrünung.

Mobilität und Verkehr

Eine junge Frau lehnt sich aus dem Fenster eines fahrenden Zuges und blickt in die Landschaft.

© iStock/Oleh_Slobodeniuk

Für den Ausstieg aus Verbrennungsmotoren, den Umstieg auf Elektroautos und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs sind viele AkteurInnen erforderlich, die mit ihrer Tätigkeit zu einem nachhaltigen und innovativen Mobilitätsverhalten beitragen.

Dafür sind VerkehrsplanerInnen gefragt, die nachhaltige Mobilitätsformen wie den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, von Radwegen und Fußgängerzonen fördern. Auch MobilitätsberaterInnen übernehmen hier eine tragende Rolle, indem sie Mobilitätsangebote planen, die sowohl nachhaltig als auch barrierefrei sind. Forschungs- und EntwicklungstechnikerInnen für E-Mobilität arbeiten daran, die Anwendungsgebiete von Elektromobilität, z.B. Akkus und Antriebe, weiterzuentwickeln, ebenso wie FahrzeugtechnikerInnen für grüne Mobilität. Schließlich braucht es auch StraßenbahnfahrerInnen, die die Menschen in der Smart City von A nach B bringen.

Energieversorgung, Entsorgung und Recycling

Ein Mann montiert eine Solaranlage am Dach eines Hauses.

© iStock/zstockphotos

Ein weiteres Ziel von Smart Cities ist der Umstieg auf erneuerbare Energieträger bzw. der Ausstieg aus Öl und Gas, der bewusste Umgang mit und die Schonung von Ressourcen, etwa durch Abfallvermeidung, Recycling und Rohstoffrückgewinnung.

Wichtig, um diese Ziele zu erreichen, sind zum Beispiel RecyclingtechnikerInnen, da sie sich mit der umweltfreundlichen Rückgewinnung und Wiederverarbeitung von Stoffen aus Abfällen beschäftigen. Auch Abfallbeauftragte sind gefragt, denn sie sind in Unternehmen dafür verantwortlich, Möglichkeiten zur Reduzierung von Abfallmengen und zum Recycling aufzuzeigen. EntsorgungstechnikerInnen wiederum prüfen die Umweltauswirkungen von Entsorgungsanlagen und forschen an Technologien, um die Entsorgung von Materialien und Stoffen möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Den Umstieg auf erneuerbare Energien unterstützen EnergietechnikerInnen für erneuerbare Energien, indem sie Solarmodule, Windturbinen, Wasserkraftanlagen oder Biomasseanlagen planen und entwickeln.

Gesundheit und Inklusion

Ein junger Pfleger spricht mit einem älteren Mann.

© iStock/Paperkites

Die Lebensqualität in einer Smart City wird auch gemessen an den Freizeitmöglichkeiten für die BewohnerInnen, an der Inklusion aller Menschen, ebenso wie an den Angeboten zur Gesundheitsprävention.

Daran arbeiten beispielsweise GesundheitsmanagerInnen, die Projekte zur Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit verschiedener Bevölkerungsgruppen umsetzen. Die Aufgabe von FreizeitpädagogInnen ist es, Freizeitaktivitäten und Programme für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene zu planen, die genau ihren Bedürfnissen entsprechen. Fach-SozialbetreuerInnen für Behindertenarbeit und Behindertenbegleitung unterstützen Menschen mit Behinderung in ihrem Alltag und fördern ihre Teilnahme am sozialen Leben. Auf die Bedürfnisse älterer Menschen achten wiederum Soziale AlltagsbegleiterInnen.

Metadimension Digitalisierung

Ein junger Mensch kommuniziert mit einem Chatbot am Laptop.

© iStock/Thapana Onphalai

Ohne neue Technologien, konkret digitale Lösungen, sind viele Ziele der Smart City nicht umzusetzen. Denken Sie an die Auswertung von Daten, etwa um Verkehrsströme zu analysieren, intelligente Anwendungen in der Gebäudetechnik, z.B. um die Energiekosten zu senken, oder Sensoren an Windrädern. Zudem muss auch die Bevölkerung, soll sie sich an der Umsetzung der Smart-City-Ziele aktiv beteiligen, „abgeholt“ werden, beispielsweise durch Apps oder andere digitale Tools.

Für all diese Beispiele braucht es etwa IT-ProjektmanagerInnen, die die Umsetzung von EDV-Projekten, wie z.B. die Einführung von neuen Computersystemen und Netzwerken, planen und koordinieren. Weiters werden Data Scientists benötigt, die große Datenmengen analysieren, um daraus relevante Informationen abzuleiten. App-DeveloperInnen entwickeln wiederum Apps für Smartphones, Tablets sowie für Computer und achten dabei ganz genau auf ihre Zielgruppe, während Social Media ManagerInnen die Inhalte in sozialen Medien, wie etwa Facebook oder Instagram, betreuen.

Zentrale Berufe auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in Städten sind z.B.:

Wussten Sie, dass …

  • vier Millionen Tonnen CO2 in der EU eingespart werden könnten, wenn die Lebensdauer von Elektrogeräten um ein Jahr verlängert wird?
  • Bäume mit dichter Krone die gefühlte Temperatur im Sommer um bis zu 18 Grad Celsius reduzieren können?
  • der Umstieg vom Auto auf das Rad statistisch 3 bis 14 Monate mehr Lebenszeit bringt?

Quellen:
https://www.klimawandelanpassung.at/newsletter/nl37/kwa-kuehleff-begruen;
https://ccca.ac.at/fileadmin/00_DokumenteHauptmenue/02_Klimawissen/-Themenaufbereitung_CoBenefits_06022020.pdf; 

https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/coolproducts-kosten-nicht-die-welt/;

Suche
AMS
Suchportal